Der Dolomiten-Höhenweg 4 führt von Innichen nach Pieve di Cadore und durchquert dabei die Sextner Dolomiten, die Cadini-, Sorapiss-, Marmarole- und die Antelaogruppe.
Dolomiten-Höhenweg 4: Dauer und Länge
Der Höhenweg 4 ist 90 Kilometer lang. Er ist teilweise sehr anspruchsvoll. Man kann ihn in sechs Tagen erwandern. In der Regel sind jedoch ein bis zwei Tage mehr einzuplanen.
Länge: 90 Kilometer
Dauer: 6 – 8 Tage
Dolomiten-Höhenweg 4: Anspruch
Der Dolomiten-Höhenweg 4 ist kürzer als die übrigen Höhenwege. Dabei bietet er mit Klettersteigen und Kletterpassagen durchaus Herausforderungen. Das gilt bei einigen Passagen selbst für geübte Wanderer. Eine gute Kondition ist notwendige Voraussetzung. Trittsicher und schwindelfrei sollte man ebenfalls sein. Neben körperlichem Einsatz wird besonders die mentale Konstitution gefordert. Wer den Höhenweg 4 absolvieren will, muss sich konzentrieren. Ständig. Denn der Weg verlässt das hochalpine, teils ausgesetzte Gelände so gut wie nicht. Mehrere Abschnitte führen auf gesicherten Steiganlagen über senkrechte Bergwände. Zahlreiche leichte Kletterpassagen durchziehen die Route.
Dolomiten-Höhenweg 4: Etappen
Hier eine Aufteilungsmöglichkeit für die Wegabschnitte:
Tag 1: Innichen – Dreischusterhütte (3 Stunden)
Tag 2: Dreischusterhütte – Drei-Zinnen-Hütte – Rifugio Lavaredo – Auronzohütte (7 – 8 Stunden)
Tag 3: Rifugio Auronzo – Rifugio Cittá di Carpi (5 Stunden)
Tag 4: Rifugio Cittá di Carpi – Rifugio Vandelli (4 – 4,5 Stunden)
Tag 5: Rifugio Vandelli – Rifugio San Marco. Vandelli-Klettersteig (8 – 9 Stunden)
Tag 6: Rifugio San Marco – Forcella Piccola, Rifugio Antelao. Cadorin-Klettersteig (7-8 Stunden)
Tag 7: Rifugio Antelao – Pieve di Cadore. (2,5 Stunden)
Dolomiten-Höhenweg 4: Der Grohmann-Höhenweg – Beschreibung
Fühlst Du die Weite, die Ruhe, die sich sanft in der Seele ausbreitet, wenn Du ganz oben angekommen bist? Die Knie zittern vor Anstrengung. Und vor Erleichterung. Und, weil das, was sich als Panorama vor Dir entfaltet, so beeindruckend schön ist. Fast schmerzend schön: Du möchtest die ganze Welt umarmen. Und bist doch froh, hier oben mit der Natur allein zu sein. Ein Gefühl von absoluter Freiheit wirst Du auf jedem Dolomiten-Höhenweg erleben. Am intensivsten ist dieses Erlebnis aber beim Dolomiten-Höhenweg 4, denn er verläuft größtenteils weit oben. Zu Recht verdient er die Bezeichnung „Höhenweg“.
Der weltberühmte Architekt Le Corbusier bezeichnete die Dolomiten als „die schönste Architektur der Welt“. Er muss die „Drei Zinnen“, die wild-bizarren Zacken der Cadini-Felsgruppe, den strahlend blauen Sorapiss-See und den Antelao-Gletscher im Blick gehabt haben. All die Highlights, mit denen der Höhenweg 4 Wanderer in seinen Bann zieht. Wo sonst findet man auf 1.900 Metern Höhe einen stechend-klaren See, dessen türkisblaue Farbe an das karibische Meer erinnert? Der Dolomiten-Höhenweg 4 hält grandiose Meisterwerke der Natur bereit.
Im südtirolischen Innichen beginnt der Weg – in der kleinen touristischen Gemeinde, die im Pustertal an der Grenze zu Österreich, am Fuße der Haunoldgruppe, liegt. Beschaulich startet die Wanderung. Durch einen Lärchenwald und vorbei an saftig grünen Wiesen führen die ersten Kilometer über mehrere Kehren bergan in Richtung Sexten. Naturwege im Wald und asphaltierte Straßen wechseln sich ab, bis der Großparkplatz beim Antoninstein erreicht ist. Dann geht es erst richtig los. An der linken Talseite schlängelt sich durch einen lichten Wald der Steig Nr. 7A aufwärts. Die feuchte Nachtkühle des Grüns noch spürend, läufst Du gemütlich bis zur Dreischusterhütte. Recht schnell lässt Du nun Bäume und Sträucher hinter Dir und erreichst die karg-schroffe Umgebung des Höhenwegs. Sie prägt fast die gesamte Wandertour.
„Wenn Berge da sind, weiß ich, dass ich da hinaufgehen kann, um mir von oben eine neue Perspektive vom Leben zu holen“, sagte einmal der österreichische Liedermacher und Musiker Hubert von Goisern. Der Dolomiten-Höhenweg 4 ist ein wenig wie ein Pilgerweg, ohne es sein zu wollen.
Steile Geröllfelder und Klettersteige, die senkrecht den Berg hochführen, zwingen zur Konzentration und Kraftanstrengung. Von der Dreischusterhütte führen Dich die Wege 4 und 105 nun über das Gwengalpenjoch zur Drei-Zinnen-Hütte.
Nachdem Du ein breites Bach-Kiesbett überquert hast, steht Dir ein steiler Aufstieg bevor. Wie sieht es aus mit Deiner Kondition? Die Stufen sind teilweise sehr hoch. Aber: Wandern ist ja oft ein wenig wie Achterbahnfahren. Es geht rauf und wieder runter. Und so führen Dich nach den ansteigenden Wegabschnitten flachere Passagen und wieder steilere Serpentinen an der Ostseite des Morgenkopfes bis zum Fuße des Schwabenalpenkopfes. Halte Dich bei der Abzweigung links und folge dem mittelsteilen Anstieg zum Gwengalpenjoch. Dann hast Du balddie Drei-Zinnen-Hütte erreicht.
Auf der Südseite der Drei Zinnen verläuft ein schmaler Steig unterhalb des Paternkofel. Immer wieder staunt man hier über die Vielzahl der in den Fels gehauenen Stollen und Stellungen, die noch aus der Zeit des Ersten Weltkriegs stammen. Der steinige Weg zum Paternsattel wird breiter und flacher. Hier sind mitunter viele Menschen unterwegs. Denn die Umrundung der Drei Zinnen von der Auronzohütte aus ist eine beliebte Wanderstrecke. Sie gibt einen traumhaften Rundumblick auf die bizarren Strukturen der Dolomiten frei. Bergzinnen und Felstürme sind auf natürliche Weise malerischen Kulturstätten. Bevor Du am nächsten Morgen zu Deiner nächsten Etappe aufbrichst, genieß die Aussicht in der Ruhe des frühen Stunden. Friedlich liegt dann das schroffe Panorama der Drei Zinnen und der Cadini die Misurina vor Dir.
Körperlich und mental gestärkt machst Du Dich auf den Bonacossa-Weg und über gesicherte Steige zum Rifugio Fratelli Fonda Savio. Über Geröllwege und eine erdige Rinne, die mit Drahtseilen gesichert ist, wanderst Du weiter auf dem Sentiero Durissini zum Rifugio Città di Capri. Nach einem lichten Fichtenwald geht es steil bergab zur Alm der Casa Maraia Bassa. Kleine Bäche, bewaldete Gräben und schnuckelige Holzhütten säumen den Weg bis zum Rifugio Cristallo im Val d’Ansiei.
Die nächste Etappe endet am Rifugio Vandelli al Sorapiss (Sorapiss-See). Nimm Dir hier Zeit für einen Abstecher zum Sorapiss-See. Der stechend türkisblaue See mit weißen Felswänden ist von sanften Almwiesen im Hintergrund umgeben. Malerisch und magisch zugleich! Hier findet die Seele Ruhe im Schutz der mächtigen Dolomiten.
Jetzt wird es spannend: Waren Deine Trittsicherheit und Schwindelfreiheit bislang schon gefordert, dann sind sie es ab jetzt erst recht. Durch lichte Lärchenwälder, deren Baumwurzeln die massiven Steinfronten durchsetzen, kletterst Du streckenweise steil nach oben. Keine Sorge, diese Passagen sind mit Stahlseilen gesichert! Über den Klettersteig „C. Minazio“ geht es anschließend nach Süden ins obere Valle di San Vito. Hier triffst Du auf den Dolomiten-Höhenweg Nr. 3, der Dich zum Rifugio San Marco leitet.
Immer parallel zur Höhe bist Du jetzt unterwegs zur Forcella Piccola. Würdest Du rechts abbiegen, kämst Du auf den Antelaogipfel. Folge stattdessen den Wegmarkierungen, die Dich zum Rifugio Galassi und aufwärts zum Antelaogletscher führen. Ein kurzer und leichter Klettersteig zur Forcella del Chiacciaio liegt noch vor Dir. Belohnt wirst Du mit einem atemberaubenden Ausblick auf die massiven Ausläufer des Gletschers und den Antelao.
Noch einmal darfst Du klettern: Der Cadorin-Klettersteig ist die letzte Herausforderung für diesen Tag, bevor Du im Rifugio Antelao ausruhen und Dich erholen kannst. Folge den zahlreichen Kehren den Monte Tranego hinab nach Pozzale und Pieve di Cadore. Geschafft! Du hast den Endpunkt des Dolomiten-Höhenwegs Nr. 4 erreicht.
Tipp: Reserviere rechtzeitig, wenn Du in einer der berühmten Berghütten – Auronzohütte, Lavaredo Hütte) und Dreizinnenhütte – übernachten willst.